|
Seit 26. März 2006 verfügt die Landeshauptstadt Stuttgart über einen bundesweit einzigartigen Leitstellenkomplex - SIMOS. SIMOS ist die Leitstelle für Sicherheit und Mobilität Stuttgart, sie befindet sich auf dem Gelände der Hauptfeuerwache 3 in der Mercedesstraße 33 in Stuttgart-Bad Cannstatt und beherbergt vier operativ eigenständige Leitzentralen. In deren Räumlichkeiten sind neben einer Leitstelle der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), die Verkehrsleitstelle der Stadt Stuttgart, dem Führungs- und Lagezentrum für Großschadensfälle und Katastrophen auch die ehemals getrennten Leitstellen des Rettungsdienstes und der Branddirektion Stuttgart untergebracht. Für mehr Sicherheit der Stuttgarter Bürger sorgt die neue integrierte Leitstelle des Rettungsdienstes und der Berufsfeuerwehr, in der über Funkkanal 411 und Ersatzkanal 503 alle Rettungsfahrzeuge in Stuttgart koordniniert werden.
Im eigentlichen Leitstellenraum des Rettungsdienstes und der Feuerwehr befinden sich elf identisch ausgestattete Arbeitsplätze, von denen rund um die Uhr mindestens fünf Plätze besetzt sind. Zwischen sechs und 22 Uhr wickeln mindestens sieben Disponenten den Einsatzbetrieb ab. Bei einer Großschadenslage können die restlichen zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze besetzt werden, zudem ist ein weiterer Raum mit sechs Notruf-Abfrageplätzen und einem weiteren zwölften vollwertigen Arbeitsplätz für solche Fälle neben dem normalen Leitraum eingerichtet. Gearbeitet wird mit dem System ELS/GEOFIS 4.0 der Firma Siemens (früher NOVOtec).
|
Gebäude der Integrierten Leitstelle Stuttgart
|
Sechs Bildschirme hat hier jeder Disponent vor sich, die wichtigsten Informationen die der Leitstellenmitarbeiter daraus erkennen kann sind z.B. die Telefonleitungen (Norumat), eine Fahrzeug- und eine Einsatzübersicht mit Einsatzdatenmaske. Zusätzlich besteht die Möglichkeit von einem Einsatzgebiet einen Kartenausschnitt auf den Monitor anzeigen zu lassen. Auf dem weiteren Info-Bildschirm kann von jedem Arbeitsplatz aus auf weitere relevante Daten zurückgegriffen werden. Dies sind z.B. die diensthabenden Notdienstapotheken, die Telefonnummern von niedergelassenen Ärzten im Notdienst oder auch ein medizinisches Lexikon und ein Lexikon mit Gefahrstoffen kann dort abgefragt werden. Eine Großbildleinwand zeigt zudem Informationen zu den Rettungdienst- und Feuerwehrfahrzeugen an, auf einer Stadtkarte von Stuttgart sind alle aktuellen Notfalleinsätze zu sehen, im Bedarfsfall werden darauf Livebilder vom Einsatzort übertragen.
Direkt zu erreichen ist die integrierte Leitstelle Stuttgart, welche im Rettungsdienst zugleich die Oberleitstelle Baden-Württemberg ist, über die Notrufnummer 112 sowie die Telefonnummer 07 11 / 19 222. Zu dem Führungs- und Lagezentrum der Polizei (110) ist die ILS mit sogenannten Standleitungen direkt verbunden, wodurch dort eingehende Notrufe direkt und ohne große Zeitverzögerung weitergeleitet werden können. Ebenso ist die Stuttgarter Leitstelle über weitere Standleitungen unter anderem mit den Rettungsleitstellen der Nachbarkreise und der Energie Baden-Württemberg (EnBW) Stuttgart, sowie mit der Stuttgarter Straßenbahnen AG verbunden. Insgesamt verfügt die ILS über 32 Notrufleitungen für die 112, acht Leitungen für die Nummer 19 222 und vier Telefonleitungen für den ärztlichen Notfalldienst.
 |
Leitraum der ILS Stuttgart mit den elf Arbeitsplätzen und der Großbildleinwand
|
Geht ein Notruf ein, drückt der Disponent auf dem Touchscreendisplay die entsprechende Telefonleitung und nimmt so den Anruf entgegen, zeitgleich öffnet sich eine Einsatzdatenmaske. In diese Maske wird er während des Gespräches alle wichtigen Daten, wie z.B. Straße und Hausnummer sowie eventuelle Besonderheiten zur Anfahrt, den Namen des Patienten (oder den Namen an der Klingel) eingeben. Er hat aber auch die Möglichkeit über die bereits angezeigte Telefonnummer des Anrufers Daten zum Einsatzort zu übernehmen. Der Disponent erkundigt sich natürlich auch über die Rückrufnummer (da diese eventuell variieren kann) und trägt diese zusammen mit dem Namen des Anrufers ebenfalls in die Maske ein. Da der Disponent während des Telefonats sich bereits Symptome oder das Unfallgeschehen hat schildern lassen, trägt er nun eine Verdachtsdiagnose, einen Einsatzcode, ein und entscheidet über die Dringlichkeit des Einsatzes. Nachdem dies geschehen ist wird dieser Auftrag an den sogenannten Funktisch übermittelt, von wo aus die Fahrzeuge alarmiert werden. Die Software ist so ausgelegt, dass dies noch während des laufenden Gesprächs durchgeführt werden kann. Somit ist es möglich, dass vom Anrufer unbemerkt noch während der Disponent mit ihm spricht die Fahrzeuge zum Einsatzort unterwegs sind.
 |
Einsatzleitplatz des sogenannten Lagedienstführers
|
Seit März 2008 werden in Stuttgart alle Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge sowie einige Krankentransportwagen digital alarmiert, d.h. auf einem eigenen Alarmierungskanal werden die Daten an den digitalen Funkmeldeempfänger übermittelt. Zudem bekommen alle Fahrzeuge im Rettungsdienst und Krankentransport ihre Einsatzdaten als Kurzmitteilung auf das fahrzeugeigene Mobiltelefon gesendet.
Zur Vereinfachung des Funkverkehres wurde das Funkmeldesystem eingeführt. In Stuttgart sind sämtliche Fahrzeuge des Rettungsdienstes und Krankentransportes mit diesem System ausgestattet. Dazu wird der momentane Status des Fahrzeuges einfach per Knopfdruck der Rettungsleitstelle mitgeteilt.
Derzeit werden die Einsatzfahrzeuge im Rettungsdienst und Krankentransport nach und nach mit dem System "Convexis RescueTrack" ausgestattet. Hierüber werden dem Disponent in der Leitstelle die Standorte der Fahrzeuge angezeigt. Die Besatzungen erhalten mit der Alarmierung nahezu alle erfassten Einsatzdaten auf das Display im Fahrzeug geschickt, das auch als Navigationsgerät fungieren kann. Eine Abfrage der auf der Leitstelle erfassten Klinikkapazitäten ist über dieses System ebenso möglich, wie z.B. die Übermittlung der Patientendaten.
An das System angebundene Krankenhäuser werden auf einem eigenen Bildschirm über die Ankunft von Rettungsfahrzeugen informiert.
Natürlich arbeiten in der Integrierten Leiststelle Stuttgart auch Frauen. Der Einfachheit und Lesbarkeit halber wurde für die Beschreibung die männliche Form gewählt. |